Chor Cantiamo und Vokalensemble voice:nett gehen mit Jazz-Frühschoppen neue musikalische Wege

In ein besonders schönes Ambiente hat es den Chor "Cantiamo" aus den Reihen des Liederkranzes Unterkochen und das Vokalensemble "voice:nett" am Sonntagvormittag gezogen: Der Hofladen in Hermannsfeld zwischen Essingen und Mögglingen war die passende Umgebung für den pulsierenden Jazz-Frühschoppen unter dem Motto "Feel the beat". Sibylle Schwenk

  Zu einem Jazz-Frühschoppen haben Cantiamo (im Bild) und voice:nett in den Hofladen nach Hermannsfeld eingeladen. In drei Sets zelebrierten sie die etwas andere Chormusik. (Foto: sik)

Mögglingen-Hermannsfeld. An diesem Sonntagvormittag haben sie sich dem Jazz, dem Blues und dem Swing verschrieben. Und dementsprechend sind die beiden Chöre Cantiamo und voice:nett stimmlich und körperlich in Bewegung. Unter dem engagierten Dirigat von Kristin Schwarz zelebrieren die Sängerinnen und Sänger zweieinhalb Stunden lang den Spaß an der Chormusik, an tollen Songs und mitreißenden Rhythmen. "Feel the beat" - das hat wohl nach drei "Sets" im Stile von Jazz-Konzerten und zwei Pausen mit leckeren Gaumenfreuden - jeder der über 200 Besucher im Hofladen unterschrieben. Schon der Anblick des Chores, die Damen mit bunter Blume auf weißer Bluse, die Männer mit ebenso freundlichen Krawatten, lässt Freude aufkommen. Ohne Notenmappen und mit viel Blickkontakt zur Dirigentin besingt Cantiamo im ersten Set die pulsierende Stadt New York im Stile Irving Berlins "Puttin' on the Ritz". In ausgewogenem Gesamtklang und sprühender Natürlichkeit nimmt der Chor gefangen. Begleitet von einer Band mit Marco Minner am Piano, Patrick Schill am Schlagzeug und Jakob Empacher am Bass gelingen Soulsongs wie "Ain't no mountain high enough" oder Queens "Crazy little thing called love". Die Sängerinnen und Sänger stehen nie still, sie fühlen den Rhythmus, swingen mit und haben die faszinierende Seite des anderen Chorgesangs für sich entdeckt. Auch à cappella werden Jazz-Songs von den Gershwin-Brothers gekonnt dargebracht. Später kommt Cantiamo noch einmal mit engagierten und liebevollen Vorträgen von "Fly me to the moon" aus Casablanca oder dem lebhaften "Fame" aus dem gleichnamigen Film. Dazwischen zeigt das Vokalensemble "voice:nett", wie breit der Fächer der Chormusik ist. Im neunköpfigen Ensemble, in dem die Chorleiterin Kristin Schwarz selbst mitsingt, werden die Fäden jeder einzelnen Stimmlage zu tollen Akkordformation im Jazz-Stil miteinander verwoben. Dabei sind Balladen wie "When I fall in love" genauso spannend in blitzsauberer Intonation zu hören wie spritzige Songs der King's Singers. Schnipsend und ganz locker hört man im Vokalensemble auf den anderen, gleicht sich einander an, um den einen, reinen Akkord zu bieten. Dafür braucht es einiges an Selbstbewusstsein und Mut. Doch davon hat voice:nett einiges. Moderatorin Verena Schröder bringt es auf den Punkt: "Man muss in einem Song nicht jedes einzelne Wort verstehen, Musik versteht sich auch so." Nicht enden wollender Applaus gehörte dieser tollen, einfallsreichen Aufführung der beiden Chöre.

© Schwäbische Post 08.05.2012